Ortschronik

Der Ort Hoheneich wurde im Nordwesten des Waldviertels am linken Ufer der Braunau, an der Nordgrenze der Rodungsherrschaft Kirchberg am Walde, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet.

Angehörige oder Gefolgsleute der Herren von Kirchberg errichteten auf einer Felsnase 20m über dem Tal ein „Festes Haus“ zum Schutze eines prähistorischen Weges von Böhmen nach Osten, der hier die Braunau überquerte.

Das Geschlecht der Hoheneicher erlosch im 15. Jahrhundert. Vorher verlegten die „Hoheneicher“ ihren Sitz in die als Adelssitz ausgebaute Hofmühle, wo auch die Gerichtsbarkeit ausgeübt wurde. Die Folterrutsche, von deren Ende die nicht geständigen Delinquenten drei Stockwerke tief hinunterstürzten, wurde erst um 1950 zerstört.

An der Stelle des „Festen Hauses“ wurde von Kirchberg aus ein Gotteshaus errichtet, wahrscheinlich von Anfang an eine Wallfahrtskirche. Keine Legende erzählt von ihrer Gründung. Vielleicht waren schon von alters her sie „hohen Eichen“ ein Ort der Andacht. An der Südseite des Kirchenplatzes stand die Anna-Kapelle. Die hl. Anna wurde in Hoheneich besonders verehrt.

Schon seit dem 14. Jahrhundert sollen Wallfahrer die Kirche besucht haben. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Marienstatue in der gotischen Kirche aufgestellt.

Wallfahrtskirche Hoheneich

Obwohl in der Reformationszeit die Pfarre Hoheneich von 1540 bis 1698 ihre Selbständigkeit verloren hatte, kamen katholische Wallfahrer. 1621 geschah dann das „Wunder von Hoheneich“, das Ernst von Kollonitsch bewog, katholisch zu werden. Dem Ort half das nicht. Nach wie vor wurde Hoheneich von Feind und Freund im 30jährigen Krieg geplündert und die Bevölkerung wurde weiter grausam drangsaliert.

Nach der Neugründung der Pfarre entstanden die ersten Häuser um den Kirchenplatz, wo die Handwerker ihre Waren den Kirchgängern anboten. An bestimmten Tagen wurde ein Markt abgehalten.

Am Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Wald zwischen dem Kirchenplatz und dem Kohlschusterberg gerodet und für Kleinhäuser parzelliert. Die ersten Häuser entstanden an der Straße nach Kirchberg und an der Schulgasse. Die Bewohner lebten vorwiegend von der Weberei, besaßen aber ein relativ großes Wiesengrundstück beim Haus zum Halten einer Kuh und einigen Ziegen. Die Schweine trieb man in den Wald zur Eichelmast.

Verleger gaben das Rohmaterial an die Weber, die es dann in Heimarbeit verarbeiteten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Kirchenteich aufgelassen und der Teichgrund für Felder und Wiesen für 66 Kleinhäusler aufgeteilt. Diese bildeten eine eigene Gemeinde, die „Kleinhausgemeinde“ mit eigenem Richter. Das Dorf im Tal war die „Großhausgemeinde“.

Wallfahrtskirche Hoheneich, 1918

Allee Pürbacher Straße

                                                                                                                                                                                                                                                  An der Schulgasse entstand ein großer Steinmetzbetrieb, der die behauenen Steine z. B. dem Stift Altenburg lieferte. Anlässlich der Hundertjahrfeier des „Wunders von Hoheneich“ wurden von Kirchberg nach Hoheneich 15 Kreuzwegstationen aus festem Granit von hiesigen Steinmetzen errichtet. Nur die letzte Station am damaligen Südende des Ortes blieb erhalten. Etwas später entstand bei der Kirche eine Nachbildung der Grabeskapelle ebenfalls aus Granit.

Die alte gotische Kirche war baufällig geworden. Mit Unterstützung des Grafen Julius v. Veterani und der tätigen Mithilfe der Bevölkerung konnte der Neubau 1784 nach achtjähriger Bauzeit abgeschlossen werden.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute der Kammerdiener des Grafen von Kirchberg einen Pulverstampf oberhalb der Hofmühle, dem bald ein zweiter unterhalb der Dorfmühle folgte.

Nicht weniger gefährlich für den Ort war die Pech verarbeitende „Pickfabrik“ an der Straße nach Pürbach.

Im 19. Jahrhundert bekamen die Heimweber die Konkurrenz der Textilfabriken zu spüren. Sie wurden Textilarbeiter in den umliegenden Fabriken oder billige Zulieferer.

Flugaufnahme Hoheneich

Mit dem Bau der Franz-Josefs-Bahn änderte sich in der „Oberen Gemeinde“ die Berufsstruktur. Viele männliche Bewohner fanden bei der Eisenbahn Arbeit. Trotzdem begann bereits die Abwanderung vorwiegend nach Wien. Als Hoheneich mit der Franz-Josefs-Bahn erreichbar war, kamen viele Sommerfrischler zur Erholung. Sie genossen die Stille des Ortes, den herrlichen Wald und die idyllischen Teiche der Umgebung.

Um 1900 hatte Hoheneich insgesamt nur 155 Häuser. Bis zum 2. Weltkrieg wuchs der Ort nur langsam, dann explosionsartig. Über der Braunau entstand ein eigener Ortsteil und der Raum von der ehemaligen Hofmühle bis zum ehemaligen Kirchenteich wurde mit schmucken Einfamilienhäusern besiedelt. Trotz dieser Erweiterungen ist Hoheneich ein ruhiger Ort geblieben. Eine sehr gute Infrastruktur und die schöne Umgebung bewirken eine ausgezeichnete Lebensqualität für seine Bewohner und Gäste.

1928 wurde die Gemeinde Hoheneich zur „Marktgemeinde“ erhoben, 1960 durch das Amt der NÖ Landesregierung das Gemeindewappen verliehen. Mit Bescheid vom 29. September 1970, GZ. II/1-3755/3-1970 hat die NÖ Landesregierung die Vereinigung der Marktgemeinde Hoheneich und der Gemeinde Nondorf genehmigt. Die Vereinigung wurde mit Beginn des Kalenderjahres 1971 in Geltung gesetzt.


P.S. Wer mehr über die Geschichte des Ortes wissen will, kann aus der Gemeindebibliothek die drei Bände „Beiträge zur Geschichte von Hoheneich“ und 2 Bände „Häusergeschichte“, verfasst von Dr. Erbert Junker, ausleihen.